STANDORT: Sammlungsraum
BESUCH: März 2017 – Juni 2018
BEARBEITUNG: Januar 2020
RESULTAT: Essayfilm
Jede Geschichte beginnt bei mir – in meiner Welt
und was ich dafür halte.
Mein Teil der Welt ist mein Körper, schon Dein Körper ist
ein neues, ein eigenes Universum.
Wir sind in Austausch, gewollt und versehentlich.
Wir teilen Erbmasse – niemand von uns hat das Auge erfunden
oder den Gehörgang.
Jeder von uns ist Teil der andauernden Testreihe,
immer auf der Suche nach Variation.
Ich bin selbst Geschichte.
Eine Erzählung
von Schwerkraft und Temperatur, von Wasser und Luft
– ich bin ein Ergebnis von Kooperation.
Von meinem Anfang bis zum Ende
und noch weit darüber hinaus.
Ich und Du sind wir. Unsere gebündelten Kräfte sind
eine Geschichte der Kollaboration. Ein Werk mit vielen Kapiteln,
voll mit Hoffnungen und Enttäuschungen, mit Gewinnen und Verlusten.
Mit verschiedenen Zielen – wo wollen wir hin?
Wo komme ich her?
Ich bin ein Bürger von Erde,
mein Clan von Säugetieren lebt und überlebt als Gruppe.
Ich komme nicht drumrum zu fragen: wie ist dieses wir beschaffen?
Welche Farbe hat es und welchen Geschmack?
Welche Gestalt ergibt unser gemeinsames Dasein?
Wer gehört dazu und wie ist die Mitgliedschaft organisiert?
Meine frühesten Informationen dazu
erlebe ich
in verwandtschaftlicher Beziehung.
Die lange Verknüpfung von
Säften, Gefühlen, Atemzügen,
von Muskeln und Herzen ist uns
eine Ordnungskraft.
Eine Zuordnungskraft.
Aus Verwandtschaft wächst Sippschaft,
wir pflegen und suchen Übereinstimmungen.
Wir erkennen Bekanntes und markieren Unbekanntes.
Ich wachse auf mit Erfahrungen von gleich sein und anders sein.
Bin ich drin oder bin ich draußen?
Drinnen bedeutet, mehr als nur eine Person zu sein,
drinnen sind wir Viele.
Drin sein ist eine Geschichte von Schutz im Schwarm,
von weitergegebenen Erfahrungen, von der Technik der Tradition.
Die Ausrichtung an gleich oder verschieden ist eine stabile Methode.
Das Verfahren hat eine klare und simple Struktur,
ist einfach zu erlernen und zu benutzen.
Es ist eine zuverlässige Referenz, an der ich meinen Eindruck schnell ausrichten kann
– ich erschließe, was mir bekannt ist
und was nicht.
Ich habe einen Erkennungsdienst,
er bevorzugt Übereinstimmungen in Eigenschaft und Wesensart
für eine gesicherte Verbindung in mein Vertrauen.
Heimat ist dort, wo dieses Vertrauen siedelt.
Wo kommen wir her & was kann ich darüber lernen im Museum?
Ich wachse und lebe in Räumen mit Wänden.
Manche Zimmer sind stille Räume.
Ich kann hineingehen und umhergehen.
Ich besichtige,
ich habe Anteil durch Anschauen.
Ich erspüre Welten hinter Glas,
ruhiggestellt und aus dem Leben entfernt.
Erscheinungen ohne Klang, Geruch und Bewegung sind
ausgestellt zur Begutachtung.
Eine Geschichte entsteht
aus Vermessungen und Sortierungen,
eine erzählende Stimme dringt zu mir
und ich weiß kaum wer da spricht.
Ich spüre den Abstand
zwischen den Erklärungen und den Ereignissen,
zwischen den Buchstaben und dem Atem der Dinge.
Vereinzelte Gestalten,
vereint in Kategorien,
verbunden durch Zerteilungen.
Wenn nur noch Bruchstücke bleiben, wie kann ich ein Ganzes sehen?
Wie kann ich lernen über Verbundenheit wenn ich gewohnt bin zu vergessen?
Wie kann ich lernen aus Leerstellen?
Woraus entsteht unsere kommende Erzählung?
Wohin drängt mein zerissenes Gedächtnis?